Bewerbungsschreiben
1. Rückblick
1.1 Warum haben wir uns beworben? Anlässe, sich mit der Gestaltung qualitativen Lehrens
und Lernens auseinanderzusetzen
2. Struktur des Bewerbungsschreibens
3. Unterrichtqualität
3.1 Tagesstruktur
3.1.1 Start in den Tag
3.1.2 Fachunterricht
3.1.3 Freiarbeitsblöcke
3.2 Evaluation und Umgang mit Daten
4. Leistung
4.1 Gemeinsames Leistungsverständnis
4.1.1 Leseförderung (Exemplarisches Beispiel)
4.2 Förderung von Talenten und Interessen
4.2.1 Fordern im Bereich Mathematik
4.2.2 Fordern im Bereich Musik
4.2.3 Fordern im Bereich Naturwissenschaften
4.2.4 Stärken orientierte Angebote
4.3 Projektwochenangebote
5. Schulklima, Schulleben und außerschulische Partner
5.1 Umgang mit Vielfalt
5.2 Leuchtturmunterricht
6. Visionen und Entwicklungspotenziale
6.1 Schlussbetrachtung ———————————————————————————————————————————–
1. Rückblick
Die Grundschule Langballig ist eine Grundschule mit derzeit 109 Kindern im Ortskern von Langballig. Die kleine Schule kann auf eine lange Tradition zurückblicken. Vor 11 Jahren konnten wir unser 100-jähriges Bestehen feiern. Im Jahr 2008 beschloss die Schulkonferenz die Einführung von Montessori-Anteilen. Die vorhandenen Klassen wurden konsequent in jahrgangsübergreifende Lerngruppen eingeteilt; jede der fünf Lerngruppen umfasst Kinder der ersten bis zur vierten Klasse. Die Schülerinnen und Schüler (der Einfachheit halber im Folgenden SuS genannt) waren während des gesamten Schultags in ihrer Gruppe in Freiarbeit und wurden einmal täglich für „Fachunterricht im Jahrgang“ aus der Lerngruppe geholt.
1.1 Warum haben wir uns beworben? Anlässe, sich mit der Gestaltung qualitativen Lehrens und Lernens auseinanderzusetzen
Den Wechsel der Schulleitung 2018 hat das gesamte Team zum Anlass genommen, ein Fortbildungswochenende zu gestalten, um sich mit den Themen der Unterrichtsqualität, der Struktur und der Teambildung auseinanderzusetzen. Beteiligt waren alle Mitglieder der Schulgemeinschaft (Kollegium, Schulleitungsteam, Schulsozialarbeiter, Schulische Assistenz). Allen Beteiligten war als Grundvoraussetzung für qualitatives Lernen bewusst, dass eine qualitative Weiterentwicklung nur im Rahmen eines guten Teams stattfinden kann, eingebettet in eine lebendige Schulgemeinschaft. Bewusst wurde ein Tagungsort außerhalb der Schule gewählt, und das gesamte Team ging für drei Tage in Klausur. Begleitet wurde dieses Wochenende von einer außerschulischen Fachkraft, die täglich Einheiten zum Thema Teambildung anbot. An diesem Wochenende entstand unser heutiges Konzept, die Stundenplanstruktur, die Profilangebote und das Lehrgangsband. Das im Folgenden beschriebene Konzept, sowie die Unterrichtsstruktur wurde anschließend in enger Zusammenarbeit mit den Elternvertretern weiterentwickelt, die wiederum sehr wertvolle Anregungen und Ideen eingebracht haben. Wir sind
nach sechs Jahren Arbeit von diesem Konzept überzeugt, dem selbstständigen Gestalten des Lernens, erhalten sehr positive Rückmeldungen von den weiterführenden Schulen zur Selbstständigkeit und zum Wissensstand der SuS, sowie gute Rückmeldungen von den Elternvertretern. Aus deren Reihen kam auch die Anregung, sich um den Deutschen Schulpreis zu bewerben. Es geht jedoch nicht nur darum, das Erreichte zu zeigen, sondern auch darum, weiterhin flexibel auf die Bedürfnisse und Gegebenheiten einzugehen. Wir erhoffen uns von dieser Bewerbung, auch für unsere Arbeit und Weiterentwicklung wertvolle Impulse und Anregungen. Eine unserer größten Stärken ist der flexible Umgang mit Veränderungen. Erscheinen dem Team Umstrukturierungen und Neuerungen sinnvoll, besteht eine große Bereitschaft diese anzugehen, so wurde z.B. während der Coronapandemie der Stundenplan komplett umgestellt. Nach Lockerung der Maßnahmen haben wir diese Umstellung im Team evaluiert und Veränderungen, die sich als sinnvoll erwiesen haben in Absprache mit der Schulkonferenz beibehalten, wie zum Beispiel einen 60-minütigen Lehrgangsauftakt zum Start in die anschließende Freiarbeit.
Ein weiterer Beweggrund für die Bewerbung ist der Blick auf die bereits erreichten Ziele, Änderungen und vor allem die Erfolge. Im Unterrichtsalltag und den dazugehörigen Herausforderungen kommt dieser Blick häufig zu kurz. Dem Team nach jetzt sechs Jahren Gestaltung, Spontanität, Weiterentwicklungswillen, Fleiß, individueller Förderung und vor allem der Liebe zu den Kindern zu zeigen wie erfolgreich sie sind, ist ein wichtiger Beweggrund für die Bewerbung. Erfolgreich in der individuellen Förderung, der Motivation der Kinder, dem sehr guten Schulklima und den sich seit der Umstrukturierung verdoppelten Schüleranmeldungen, trotz allgemeiner Geburtenrückgängen. Den Vorschlag zur Bewerbung haben alle mit großer Freude aufgenommen, mit Enthusiasmus und dem Willen daran mitzuwirken, sowie uns als Schulgemeinschaft weiterzuentwickeln, getreu unserem Schulmotto im Logo: Gemeinsam stark!
2. Struktur des Bewerbungsschreibens
Einzelne, dem Team („Team“, sowie im Folgenden „Team der Schulgemeinschaft“ impliziert alle an unserer Schule Tätigen wie die Schulsozialarbeiterin, die Lehrkräfte, schulische Assistenz, die Schulbegleiterinnen und -begleiter) wichtige Eckpunkte unserer Qualitätsbereiche werden kurz benannt, erläutert, sowie begründet, warum wir es in diesem Sinne für uns umgesetzt haben und welche Lernprozesse an dieser Stelle gefördert werden. Zu jedem Punkt ist ein exemplarisches Foto zum Verständnis und zur Anschauung angefügt oder ein Hinweis auf den kleinen Film gegeben, den wir begleitend eingereicht haben. Im Anhang zur Evaluation wird aus jedem Bereich etwas einfließen. Ein Schüler, der Fördervereinsvorstand (incl. Nachmittagsbetreuung), eine Kollegin sowie die Schulelternbeirätin werden hier zu Wort kommen, ebenfalls getreu unserem Motto: Gemeinsam stark. Des Weiteren werden in diesem Anhang Beispiele unserer Evaluierungsverfahren angefügt. In einem kurzen Schulfilm führen die Kinder der Grundschule durch einen exemplarischen Tag. Die Kinder haben sich einen Dienstag ausgesucht und die Wortbeiträge selbständig in der Freiarbeit erarbeitet.
3. Unterrichtsqualität
3.1 Tagesstruktur
Zeit Angebot
8.00
Begrüßung der Kinder am Schuleingang und mit einem Lied
20 Minuten
Morgenkreis in der Lerngruppe (jahrgangsgemischt 1-4)
geleitet von den Kindern
60 Minuten
Lehrgangsunterricht (Jahrgänge) in den Fächern (Deutsch, Mathematik, Englisch, Sachunterricht, Religion, Sport)
Leuchtturmunterricht
25 Minuten
Pause
15 Minuten
Gemeinsames Frühstück in den Lerngruppen
60 Minuten
Freiarbeitsblock
15 Minuten
Pause (kann bei Bedarf auch individuell von den Lerngruppen gelegt werden)
45 Minuten
Freiarbeitsblock
45 Minuten
Lehrgangsunterricht (Jahrgänge) in den Fächern (Deutsch, Mathematik, Englisch, Sachunterricht, Religion, Sport)
3.1.1 Start in den Tag
Morgens kommen alle Kinder um acht Uhr zur Schule. Die Schulleitung empfängt sie mit einem Lied über die Lautsprecheranlage. Montags ist es das Schullied (ein großer Baustein für die Identifizierung mit der Schule, siehe Video 00:32), dienstags schwedisch, mittwochs niederdeutsch, donnerstags dänisch und Freitag afrikanisch. Alle Kinder werden über Lautsprecher begrüßt, es werden die Geburtstage aller an Schule Beteiligten, verlesen, sowie ein schöner Tag gewünscht. Das Team ist, in unterschiedlicher Besetzung an der Schultür und begrüßt die Kinder. Die Begrüßung der Kinder ist eine wichtige Basis für das Lernen. Die Kinder sollen sich willkommen, gesehen und wahrgenommen fühlen. Die morgendliche Begrüßung war zunächst ungewohnt für die Kinder, hat jedoch einen großen Beitrag für die Beziehungsarbeit geleistet. Ein kurzer Hinweis, z.B. „schön, dass du wieder gesund bist“, gibt den Kindern das sichere Gefühl, ein sehr wichtiger Teil der Schulgemeinschaft zu sein.
3.1.2 Lerngruppe im Morgenkreis
Die SuS sitzen bei dieser Durchsage bereits im Sitzkreis ihrer Lerngruppen (Jahrgang 1 bis 4 gemeinsam) und starten und strukturieren den Tag. Dieser ritualisierte Sitzkreis (Film 0:30) wird in allen Lerngruppen von den Kindern selbst geleitet. Bereits Kinder aus dem ersten Jahrgang leiten einen Sitzkreis. Hier wird die Anwesenheit überprüft, aktuelle Probleme können besprochen werden, der Tag wird dargestellt, gemeinsam Gedichte gelernt, Geburtstage finden hier eine Würdigung innerhalb der Lerngruppe. Die Lerngruppenleitung wird von dem leitenden Kind gefragt, ob er etwas sagen möchte, ggf. zum Angebot des Tages. An dieser Stelle findet sich eine ritualisierte Rückmeldekultur. Die Kinder der Lerngruppe geben dem SuS (als Leiter des Morgenkreises) ein Feedback zur Gestaltung und geben ggf. Tipps, was im nächsten Durchgang verbessert werden könnte.
3.1.2 Fachunterricht
Hier erhalten die SuS sechzig Minuten Fachunterricht in ihren Jahrgangsstufen in Lehrgangsform: Der 1. Jahrgang hat Deutsch, der 2. Jahrgang Mathematik, der 3. Jahrgang Englisch, der 4. Jahrgang Sachunterricht. Wir haben diesen Lehrgang bewusst auf 8.30 Uhr gelegt, da hier die Konzentration für Unterricht noch am höchsten ist. Grundlage für die Unterrichtsinhalte ist ein verbindliches Logbuch für den Fachunterricht (siehe Film 03.00). Diese Logbücher werden fortlaufend überarbeitet. Nach dem Freiarbeitsblock schließt sich ein weiterer Lehrgang für den dritten und vierten Jahrgang an.
3.1.3 Freiarbeitsblöcke
Nach dem Fachunterricht haben die SuS eine längere Pause. Sie gehen anschließend in die Freiarbeit zu ihrer jahrgangsgemischte Lerngruppe. Die Vernetzungsstelle zwischen dem Fachunterricht und der Freiarbeit erfordert ein hohes Maß an kollegialen Kooperation. Die Kolleginnen und Kollegen treffen sich wöchentlich für Absprachen, Besprechungen von Unterrichtsinhalten, Erweiterungen des Logbuches, Verabredungen für kollegiale Hospitationen. Nach der Pause wird in allen Lerngruppen gemeinsam gefrühstückt. Dieser Block ist eingeteilt in 60 Minuten und 45 Minuten mit einer kurzen Pause dazwischen. Die Lerngruppen sind alle für die Freiarbeit vorbereitet. Es gibt in jedem Raum Bereiche für Deutsch, Mathematik und Sachunterricht. Ferner gibt es Möglichkeiten, sich mit dem Thema Niederdeutsch, Dänisch, Religion, Philosophie und Kunst zu beschäftigen. In jeder Lerngruppe ist im Rahmen der Digitalisierung eine Lernecke mit iPads sowie PC´s eingerichtet. Die SuS können sich hier mit ihrem Code einloggen und an ihrem individuellen Lernprogramm weiterarbeiten. Die iPads werden zusätzlich eingesetzt zur Erstellung von interaktiven Büchern, Referaten und Recherche. Alle Materialien sind optimal vorbereitet, eigenständig für die Kinder zugänglich und meistens selbsterklärend oder mit einer Anleitung versehen. Diese Materialien werden fortlaufend weiterentwickelt und erweitert. In der Freiarbeit bekommen SuS gezielte Aufgaben aus dem Fachunterricht, sollten diese noch vertieft werden müssen. Andere haben den gelernten Stoff bereits verinnerlicht und können sich mit anderen Themen beschäftigen. Zum Beispiel arbeitet ein Kind aus dem zweiten Jahrgang mit einem Kind aus dem vierten Jahrgang an einem Referat, ein Kind, aus dem ersten Jahrgang, das bereits rechnen kann, lernt das 1×1 mit Freiarbeitsmaterial. Für alle Rechenverfahren, Deutschthemen, Konzentrationsübungen stehen den Kindern u.a. Montessorimaterial, Arbeitsbögen, „Logico“ Selbstlernbretter und vieles mehr zur Verfügung. Lernzielkontrollen zum Thema Sachunterricht sind in jeder Themenkiste vorhanden und können nach Bearbeitung einer Themenkiste individuell abgegeben werden. Die Freiarbeit ist das qualitative Kernstück unseres Unterrichts. Es ist in diesem Rahmen möglich, individuell auf die unterschiedlichen Lernvoraussetzungen einzugehen. Die Lerngruppenleitung fungiert hier als
Lernberater oder Lernberaterin. Zum einen können wir die Selbstständigkeit der SuS für ihren eigenen, individuellen Lernprozess stärken und zum anderen können hier alle Lernniveaus Berücksichtigung finden. „Hilf mir, es selbst zu tun“ ist das Ziel in der Freiarbeit. Die SuS sollen dazu befähigt werden, ihren eigenen Lernprozess zu gestalten und zu evaluieren. Sie dokumentieren ihre Lernschritte in einem Freiarbeitsordner. Lernfreude, Disziplin und Eigenständigkeit stehen im Vordergrund. Haben Kinder mit einem Thema noch Schwierigkeiten, wird gemeinsam mit der Lerngruppenleitung überlegt, welches anschauliche Material helfen könnte dieses Thema zu „begreifen“. Es besteht ferner die Möglichkeit, einen Lernpaten (Experten) zu befragen oder ein Thema gemeinsam mit ihm zu erarbeiten. Innerhalb dieses Lernpatenprinzips profitiert sowohl der Lernpate als auch der/die SuS, der/die um Hilfe bittet. Die Lernpaten haben so die Gelegenheit, vertiefend in die Materie einzusteigen, getreu dem Lernmotto: „Erkläre es jemanden und du hast es wirklich verstanden.“ Im Sachunterricht können die Kinder, in Absprache mit ihrer Lerngruppenleitung, ein Referat im Rahmen der Freiarbeit erstellen. Es kommt hier häufig zu jahrgangstufenübergreifenden Konstellationen. Die Referatsthemen werden überwiegend aus der Lebenswelt und/oder persönlichen Interessen gewählt. Die Kinder zeigen in der Erarbeitung von Themen aus ihrer Erfahrungswelt eine hohe Motivation; beim Erschließen von Texten, bei der visuellen Gestaltung auf den Plakaten und vor allem mit mutigen Vorträgen in der Lerngruppe und/oder vor der ganzen Schule. Hier findet sich ein fächerübergreifendes Lernen wieder. Bereits Kinder aus dem ersten Jahrgang erarbeiten Referate. Die gemeinsame Erarbeitung wirkt sich sehr positiv auf unser Miteinander aus. Toleranz, Teamfähigkeit, Kompromissbereitschaft und Absprachefähigkeit werden ab dem ersten Jahrgang geschult. Besonders die Stärkung des Selbstbewusstseins wird gefördert. Die Kinder bauen Unsicherheiten ab und sind sichtlich stolz und gestärkt, wenn sie positives Feedback von der Gruppe und den Lerngruppenleitungen erhalten. Wir fördern sehr bewusst die Erarbeitung von Referaten in der Freiarbeit, weil sie kognitive, soziale und emotionale Lernprozesse fördern. Finden sich zudem die Themen der Kinder in ihrer Lebenswelt wieder und können sie hier mit Kenntnissen und Inhalten glänzen, gibt es auch leistungsschwächeren Schülern einen ganzheitlichen Entwicklungsschub. Beispiel: „Ein Schüler aus dem vierten Jahrgang mit dem „Sonderpädagogischen Förderschwerpunkt Lernen“ hat ein Referat über Traktoren und Landwirtschaft gehalten. Er kannte sich hier sehr gut aus mit allen Fabrikaten und Fahreigenschaften, sowie dem Aussehen der Traktoren. Er hat uns alle überrascht mit seinem großen Fachwissen, seinem Einsatz, Fleiß und Kreativität. Die positiven Rückmeldungen zu seinem Referat haben ihn wochenlang beflügelt, auch an anderen Unterrichtsinhalten weiterzuarbeiten. Er hat an sich geglaubt. Ein weiteres Beispiel für die Inklusion ist die Vielfalt über Referate: Ein Schüler aus Somalia ist in eine Lerngruppe aufgenommen worden und einige Kinder wollten unbedingt mit ihm ein Referat über Somalia halten. Es ist erarbeitet und vor der Lerngruppe vorgetragen worden. Diese Arbeit hat ein tiefes Verständnis der SuS gefördert, für die Lebenswelt des kleinen Jungen aus Somalia, dessen Eltern flüchten mussten. Er ist auch dadurch wunderbar in die Gruppe integriert worden. Innerhalb der Freiarbeit ist es sehr leise. Wir haben hier wenig Schwierigkeiten mit destruktivem oder störendem Verhalten. Ein Schüler sagt es so schön in dem kleinen Film: „In der Freiarbeit ist es meist ruhig, weil alle etwas Verschiedenes machen.“ (Film 03:20) Häufige Ursachen von Unterrichtsstörungen sind u.a. Unter- und Überforderungen, unzureichende soziale und emotionale Kompetenzen sowie individuelle Beeinträchtigungen. Unter- und Überforderungen werden durch die individuelle Aufgabenstellung vermieden, soziale Kompetenzen werden alleine durch die Lerngruppenzusammenstellung bereits ab der Einschulung gefördert. Kindern mit individuellen Beeinträchtigungen einer ADHS bietet dieser Freiarbeitsblock ebenfalls genug Raum, sich zu bewegen oder Themen zu wechseln. Ist innerhalb der Lerngruppe ein Einlassen auf Lerninhalte nicht möglich, können sich die Kinder jederzeit für eine kurze Auszeit zurückziehen. Ferner besteht die Möglichkeit, in unserer pädagogischen Insel eine Auszeit zu nehmen. Der Leitgedanke in der Freiarbeit liegt in der Grundannahme: “Jedes Kind ist anderes, jedes Kind lernt anders.“ Durch die Trennung des Schultages in Jahrgänge und anschließend in jahrgangsgemischte Gruppen ist eine maximale Binnendifferenzierung möglich. Die Lerngruppenleitung nimmt hier einen Perspektivwechsel vor, in dem sie den Kindern als verlässlicher und vertrauter Lernbegleitung zur Verfügung steht. Sie sorgt für die Transparenz der Lernziele für die einzelnen Kinder. Die Kinder sind ganz bewusst in dieser Konstellation zusammengesetzt, um möglichst viel miteinander und voneinander lernen zu können. Dieser Leitgedanke in der Freiarbeit erfordert viel Geduld, Gelassenheit und Vertrauen, da das individuelle Lernen jedes Kindes im Mittelpunkt steht. Durch die Berücksichtigung der individuellen Lerntempi können wir eine Stärkung des Selbstvertrauens
der Kinder feststellen. Sie sind zunehmend motiviert, sich auch an schwierigere Aufgaben zu trauen. Kinder mit einem guten bis sehr guten Leistungsniveau sind nicht unterfordert in der Freiarbeit, während Kinder mit einer Teilleistungsschwäche und/oder kognitiven Einschränkungen an ihren Lernfortschritten in ihrem Tempo arbeiten können und Erfolge von der Gruppe gewürdigt werden. Besondere Begabungen sind in jedem Kind vorhanden und die Freiarbeit bietet die Möglichkeit für die Kinder diese Begabungen zu erkennen und mit ihnen zu arbeiten. Das hohe Maß an selbstständigem Arbeiten ist eine zunehmend wichtige Schlüsselqualifikation in unserer sich schnell wandelnden Gesellschaft. In der Freiarbeit übernimmt das Kind bereits ab dem ersten Jahrgang ein hohes Maß an Eigenverantwortung für den eigenen Lernprozess in seinem Tempo. Einige Kinder haben bereits mit der Einschulung ein hohes Niveau an Selbstständigkeit, andere Kinder brauchen etwas länger die Unterstützung der Lerngruppenleitung. In der Freiarbeit gelingt es insgesamt sehr gut, Kinder mit und ohne Einschränkungen zu „mischen“ und Inklusionsziel zu erreichen. In den letzten Jahren konnten wir ebenfalls Kinder mit einem „Förderbedarf geistige Entwicklung“ erfolgreich in die Freiarbeit integrieren. Sie haben mit Stolz und Lernfreude Referate mit vorbereitet, sie vorgetragen und ihren Teil beigetragen. Ferner war eine gezielte Förderung in allen Stunden mit unterschiedlichem, anschaulichem Material möglich, so dass kontinuierliche Lernfortschritte erzielt werden konnten. Diese inklusive Beschulung war für alle Kinder der Lerngruppe und die Schule insgesamt eine Bereicherung. Toleranz, Geduld, Verständnis, Hilfsbereitschaft und die gemeinsame Sorge um alle Kinder konnten geschult werden. Eine Fähigkeit, die für die Zukunft unserer Gesellschaft von entscheidender Bedeutung ist. Die Grundlage dafür muss in der Kindheit und damit auch in der Grundschule gelegt werden. Ein Rahmen aus klaren Regeln und Strukturen sorgt ebenfalls für eine ruhige Lernatmosphäre (Film ab 4:30).
3.2 Evaluation und Umgang mit Daten
Innerhalb der Schule werden die Eltern aktiv in die Unterrichts- sowie die Schulentwicklung miteingebunden. Es finden regelmäßige Treffen mit der Schulelternbeirätin statt, in denen die Unterrichtsqualität und deren Weiterentwicklung Thema ist. Die Elternbeiräte bieten regelmäßig Sitzungen an, in denen Eltern Wünsche, Anregungen, Verbesserungen oder auch Lob weitergeben können (Anlage 1). Im Rahmen der Rückmeldekultur ist uns allen ein wertschätzender Umgang miteinander sehr wichtig. Das Schulprogramm wird kontinuierlich, gemeinsam weiterentwickelt. Im Schulprogramm der Grundschule Langballig steht die Eigenverantwortung der Kinder im Mittelpunkt und somit finden auch regelmäßig Befragungen der Kinder statt. In jeder Gruppe werden Lerngruppensprecher und Lerngruppensprecherinnen gewählt. Die Vertreter der Lerngruppe nehmen im Rahmen des Morgenkreises Wünsche und Anregungen auf, die ihrer Meinung nach das Lernen an der Schule, den Umgang miteinander, das Schulklima und die Unterrichtsqualität betreffen. Im Austausch mit der Schulleitung werden diese Wünsche dann entsprechend weitergegeben an das Kollegium, die Elternvertreter und die Schulkonferenz (Anlage 2). Beispiel: Die Lerngruppensprecher haben weitergegeben, dass die Gruppe sich mehr praktische Anteile im Rahmen des Sachunterrichts wünschen. So ist zum Beispiel unsere Kooperation mit dem Naturbauernhof neben der Schule entstanden (Foto, Kartoffelernte). Eine interne Befragung haben wir mit einer Onlinebefragung „Leonie“ (Anlage 4) durchgeführt. Die Befragung richtete sich an alle Eltern der Grundschule Langballig. Die Ergebnisse werden die Grundlage für die weiteren Entwicklungsschritte bilden (siehe Anlage Leonie Umfrage). Wir haben uns Rückmeldungen aus den Themenbereichen: Schule als Lebensraum, Unterricht und Lernfortschritte des Kindes, Zusammenarbeit Schule und Elternhaus erbeten. Zurzeit sichtet das Team die Umfrageergebnisse und legt Schwerpunkte fest, mit denen wir uns näher auseinandersetzen werden. Wir nehmen jährlich an VERA-Überprüfungen Jahrgang 3 (ebenfalls den freiwilligen Tests) teil. VERA-Ergebnisse (Anlage 3a) nutzen wir systematisch für die Weiterentwicklung unserer Unterrichtqualität. Im jährlichen Jahresgespräch mit der Schulaufsicht werden die Ergebnisse gemeinsam (mit den Fachschaften Deutsch und Mathematik) besprochen, sowie Zielvereinbarungen (Anlage 3b) für die unterrichtliche Weiterarbeit und deren Konsequenzen schriftlichen festgelegt. In Gesprächen mit den Elternvertretern werden die VERA-Ergebnisse ebenfalls evaluiert und Vorschläge für die Weiterarbeit diskutiert. Unsere Auswertungen liegen seit fünf Jahren meist sehr deutlich über dem Landesdurchschnitt, was uns sehr motiviert noch weitere Optimierungen vorzunehmen. Beispiel: Im Rahmen der Evaluierung von VERA-Ergebnissen ist die Idee einer Mediathek entstanden. Vorhandene Bücher aus den Lerngruppen sind hier nach
Themen gebündelt und werden ansprechend dargeboten. Wir arbeiten zurzeit weiter an einer Ausgestaltung für eine motivierendende Leselandschaft. Abschließend folgt ein Zitat der externen Evaluation im Team (EVIT) zur Qualitätsentwicklung an Schulen im Jahr 2014 über die Grundschule Langballig: „Die Grundschule Langballig ist eine Schule, in der jahrgangsübergreifend unterrichtet wird und in der das individuelle und eigenverantwortliche Lernen den Unterricht bestimmt. Damit ist sie im Land ein Vorbild in der unterrichtlichen Entwicklung“.
4. Leistung
4.1 Gemeinsames Leistungsverständnis
Die Diagnose-, Leistungs- und Beurteilungskriterien werden im Team abgesprochen. In Form eines erarbeiteten Curriculums für alle Fächer sind für alle Lehrkräfte und Gruppen einheitliche Diagnosemöglichkeiten festgelegt. Die Diagnosen umfassen festgelegte, standardisierte Testverfahren in jeder Klassenstufe und jedem Fach, festgelegte Klassenarbeiten und Tests (im Lehrgangsunterricht), sowie die Diagnosemöglichkeiten innerhalb der Freiarbeit. Im Rahmen dieser Freiarbeit ist es den SuS ebenfalls möglich, ihren Lernfortschritt eigenständig zu überprüfen. In den Lerngruppen ist hier entsprechendes Material für alle Klassenstufen vorbereitet. Wir arbeiten in allen Jahrgängen mit Zeugnissen in Form von Kompetenzrastern.
4.1.1 Leseförderung (Exemplarisches Beispiel)
Die Leseförderung findet sich im gesamten Schulalltag wieder. Es beginnt mit dem eigenständigen Vorlesen des Ablaufes im Morgenkreis. In der Freiarbeit haben wir Lesematerial in allen Varianten und in allen Lesestufen. Alle Kinder planen eine Lesezeit in der Freiarbeit mit ein. Gerade der Freiarbeitsblock eignet sich sehr gut für Lesepatenschaften, in denen ältere SuS mit jüngeren SuS etwas erlesen. Im Lehrgangsunterricht wird im Rahmen der Deutschstunden mit den Kindern ab dem ersten Jahrgang das „Tandemlesen“ trainiert, da es sich hervorragend eignet, um in der Lerngruppe mit Kindern jahrgangsübergreifend zu üben. Die Kinder können ihre Leseerfolge in „Antolin“ im PC Programm eingeben, hier können die SuS Fragen zu Büchern beantworten und am Ende des Schuljahres bekommen sie eine Urkunde. Einige Kinder trainieren das Lesen mit dem Lesewurm. Lesen sie 10 Minuten laut vor, bekommen sie eine Unterschrift in ihren Lesepass. Bei fünf Unterschriften erhalten sie eine Perle, die auf einen Lesewurm gezogen wird. Wir bemühen uns jährlich um eine Autorenlesung für unsere Kinder. Ein Buchautor oder eine Buchautorin live zu erleben, ist eine wertvolle Erfahrung für die Grundschüler, die ihre Lesekompetenz nachhaltig fördert. Lesepaten sind regelmäßig in jeder Lerngruppe zu Gast. Ehrenamtliche Helfer, überwiegend ältere Menschen aus dem Dorf, unterstützen unsere Kinder beim Lesen, indem sie eine Lesepatenschaft übernehmen. Regelmäßig gestalten die SuS, bereits ab dem ersten Jahrgang Buchpräsentationen. Es gibt noch weitere Angebote zur Leseförderung. Unter anderem sind wir im Aufbau einer kleinen Mediathek, in der die Kinder nach Themen und Schwierigkeitsgrad Bücher vorfinden. Vorlesetage werden jährlich für die Kinder angeboten. Viele freiwillige Senioren aus dem Dorf lesen dann ausgewählte Bücher vor. Die Kinder können einen Vorlesevortrag wählen. Alle Senioren geben sich viel Mühe mit einer vorbereiteten Landschaft für die Lesung. Beispiel: Eine 88-jährige Dorfbewohnerin hat sich bereit erklärt, aus den niedergeschriebenen Erinnerungen ihrer Kindheit vorzulesen. Im Vorfeld gab es bei einigen Kindern Bedenken. „Eine alte Frau, die langweilige Geschichten vorliest.“ Diese Lesung war am Ende dann die erfolgreichste. Die Kinder waren gefesselt von den Berichten der Lebensumstände, sowie den weiten Schulwegen. Sie ist dann noch einmal wiedergekommen für eine zweite Lesung. Entscheidend für unsere Unterrichtsqualität und vor allem für die Lesemotivation der Kinder, ist die Vielfalt der Angebote. Jedes Kind ist anders und nicht jedes Angebot motiviert Kinder zum Lesen. Eine gute Lesekompetenz ist vor allem beim eigenständigen Lernens in der Freiarbeit, ein wichtiger Pfeiler. Es bildet u.a. die Grundvoraussetzung für den Umgang mit geschriebenen Texten und vor allem dem kritischen Umgang mit Informationen, der in unserer digitalen Welt zunehmend wichtiger wird.
4.2 Förderung von Talenten und Interessen
4.2.1 Fordern im Bereich Mathematik
In einer wöchentlichen Mathematik-Forderstunde („Mathe-Profi-AG“) treffen sich die Kinder, die Freude daran haben, sich mit mathematischen Problemstellungen, Knobeleien und Logikaufgaben
zu beschäftigen. Dabei ist die Klassenstufe der einzelnen Kinder nebensächlich, wichtig ist das Verständnis für mathematische Prozesse und Strukturen.
Da die Anforderungen häufig über das Niveau an Grundschulen hinausgehen, werden hier auch Kinder gefordert, für die die mathematischen Operationen im regulären Matheunterricht eher eine Unterforderung darstellen.
Der Erfolg dieser Förderung zeigt sich bei Mathematikwettbewerben wie der Mathe-Olympiade oder dem Mathe-Känguru-Wettbewerb, bei der unsere Schule regelmäßig überdurchschnittlich abschneidet.
4.2.2 Fordern im Bereich Musik
Die SuS können ab dem zweiten Jahrgang in unsere Bläserklasse reinschnuppern und sich fest anmelden, wenn Interesse besteht, ein Instrument zu lernen. Das Instrument wird von der Gemeinde gestellt. Ab dem dritten Jahrgang können sie aufsteigen in die Gruppe der Fortgeschrittenen. Eine Würdigung der Erfolge findet jedes Jahr im Dezember statt im Rahmen einer Aufführung für alle Kinder der Grundschule. Ab dem dritten Jahrgang melden sich interessierte SuS zum Schulchor (siehe Film) an. Jährlich wird ein wechselndes Chorprogramm im Rahmen von 6-K-United erarbeitet. Ihre Erfolge präsentieren die Chorkinder in einer jährlichen Aufführung, gemeinsam mit 6000 Chorkindern in Hamburg. Für uns ist die Förderung und Integration der Musik in unseren Schulalltag eine wichtige Grundlage für die Entwicklung kognitiver, motorischer, sozialer und emotionale Kompetenzen. Wir können in der Musik unsere Sprachprofile integrieren; im Einüben mehrsprachiger Stücke. Die Schulung von Rhythmik und Sprachmelodien wirken sich sehr positive auf alle Lernprozesse unserer Schüler aus und vor allen auf das gesamte Schulklima. Durch das gemeinsame Musizieren entwickeln wir viele emotional-soziale Grundfertigkeiten weiter, wie zum Beispiel Teamfähigkeit, Rücksicht und insgesamt soziales Miteinander. Es besteht eine nachgewiesene enge Verbindung zwischen dem qualifizierten Lernen und der Musikförderung. Wir erleben die positiven Auswirkungen des Musikangebots unseres breiten Angebots bei allen Kindern.
4.2.3 Fordern im Bereich Sprache
Wir haben uns 2021 als Pilotschule für die Sprachenförderung beworben und können Kurse in Niederdeutsch und Dänisch (Film 05:55) anbieten. Niederdeutsch gehört hier in Langballig noch zur Lebenswelt der Kinder. Viele Großeltern sprechen noch Niederdeutsch, jedoch verstehen die meisten Kinder diese Sprache nicht mehr, da die Elterngeneration nicht mehr Niederdeutsch spricht. Im ersten Jahrgang kann Niederdeutsch gewählt werden, im zweiten Jahrgang Dänisch (die dänische Grenze ist 10 km entfernt), ab dem 3. Jahrgang können die SuS entscheiden, mit welcher Sprache sie bis zum Ende der Grundschulzeit fortfahren möchten. Das Sprachenangebot fördert unsere sprachbegabten Kinder, sowie die Vernetzung mit Menschen dieser Sprachen. Im Ort finden sich immer wieder Großeltern, die zu einer Lesung auf Niederdeutsch in die Schule kommen. Im Umfeld der Schule hat das Niederdeutsche neue bereichernde Verbindungen für die Kinder geschaffen, ebenso für die Dorfgemeinschaft insgesamt. Besonders wertvoll ist das Anwenden der erlernten Sprache für die Kinder im Umfeld ihrer Familie. Das Dänischangebot ergänzen wir mit regelmäßigen Austauschangeboten mit den dänischen Nachbarn: deutsch-dänische Kulturangebote sowie gemeinsame Gesangsprojekte.
4.2.3 Fordern im Bereich Naturwissenschaften
Unsere Kinder bekommen eine ermäßigte Jahreskarte für die Phänomenta im Nachbarort. Hier können interessierte Kinder experimentieren, knobeln, Phänomene bestaunen und forschen. In jeder Lerngruppe ist ein jährlicher Besuch der Phänomenta geplant. Naturerleben, Umweltschutz, forschendes Lernen sind zentrale Bereiche, in denen die Kinder gefördert werden und Angebote erhalten. Während eines Besuches des Wattforums mit der Schule konnten wir einen Kurs buchen zum forschenden Lernen mit dem Thema „Mikroplastik im Meer“. Die Stationen (handelndes Lernen) waren so wirkungsvoll, dass sie eine deutliche Verhaltensänderung in Bezug auf dieses wichtige Thema bewirkt haben. Beispiel: Im Shop des Wattforums wurde eifrig und engagiert mit dem Besitzer diskutiert, warum alles in Plastik verpackt sein muss. Diese Erfahrung war die Geburtsstunde unseres Meeresforscheranhängers, den wir gemeinsam mit der Uni Flensburg und mit Fördergeldern einer Stiftung an der Grundschule aufgebaut haben. Der Anhänger ist mobil und steht im Sommer am nahegelegenen Strand (siehe Film 07:30). Enthalten ist Material für 20 Stationen rund um das Thema Meer, Strand, Meeresschutz und Umweltschutz. „Erzähle mir und ich vergesse, zeige mir und ich erinnere, lass es mich tun und ich verstehe. Konfuzius“ Die SuS nutzen den Meeresforscheranhänger im Rahmen ihres Sachunterrichts oder in ihrem gewählten Profil (siehe Punkt 4.2.4).
Der zweite Jahrgang arbeitet im Rahmen einer AG Minimeeresforscher mit dem Anhänger. Wir leihen den Anhänger auch gerne an umliegende Schulen aus, damit möglichst viele Kinder von diesem Angebot profitieren können und wir vielleicht gemeinsam die Welt ein wenig besser machen können.
4.2.4 Stärkenorientiere Angebote
Jedes Kind ist anders. Um allen Kindern die Möglichkeit zu geben, ihre Begabungen zu fördern oder Begabungen zu entdecken, bieten wir einmal wöchentlich in einer Stunde ein Profil an. Die SuS können ab Klasse drei verschiedene Angebote wählen: Mathe trifft Kunst (Film 06:45), Schulgarten, Schach, Naturkids, Meeresforschung, Kunst und Segeln. Vor allem praktisch begabte SuS finden Bereiche, in denen sie ihr Können zeigen und Wertschätzung erfahren, zum Beispiel durch ein fertiggestelltes Vogelhaus (Film 08:30). Die Profilangebote bereichern unser Schulleben in vielen Punkten. Alle Kinder sind hochmotiviert innerhalb dieser Angebote und wir können einen positiven Effekt für ihr Lernen und ihre Motivation feststellen. Beispiel: Kinder der Segel-AG haben mit dem Boot die Königin von Dänemark beim Einlaufen in die Flensburger Förde begrüßt (Foto). In den darauffolgenden Wochen haben die SuS des Segelprofils, hochmotiviert auch in den Pausen, ein Referat zu Königshäusern erarbeitet und der Schulgemeinschaft vorgestellt. Beispiel: Die Schulgarten-AG (Film 08:30) hat in Kooperation mit dem Amt und dem Hausmeister im Coronajahr ein Outdoorklassenzimmer eingerichtet. Im letzten Jahr wurden Hochbeete angelegt, sowie Gemüse angebaut. Selbstverständlich wird das geerntete Gemüse von den Kindern selbst verarbeitet und in den Frühstückspausen angeboten. Daneben gibt es eine Schulobstkiste (Film 03:33), die wöchentlich geliefert wird im Rahmen des europäischen Schulobstprogramms. Innerhalb der Profile ist es möglich sämtliche Fertigkeiten zu fördern – von praktischen Begabungen bis hin zu kognitiven Fähigkeiten, wie etwa den Umgang mit einem Sextanten oder die Berechnung von Standorten.
4.3 Projektwochenangebote
In der Schulkonferenz 2019 haben wir einmal jährlich wechselnde Projektwochenangebote beschlossen. Sie sollen eine Unterstützung unseres ganzheitlichen Lernens sein, sowie eine weitere Möglichkeit des handlungsorientierten Lernens bieten. Die Themenschwerpunkt variieren in folgenden Rhythmus und decken für uns alle entscheidenden Bereiche ab:
- Europa, mit anschließender Präsentation aller Länder in der Aula für die Eltern (siehe Bild) Die Eltern und alle eingeladenen Gäste kommen an die Stände und können sich zu jedem Land bei den SuS informieren, ggf. etwas die Sprache lernen oder eine landestypische Köstlichkeit genießen.
- Kunstprojekte (Präsentation der Ergebnisse in den Lerngruppen oder vor der gesamten Schulgemeinschaft)
- Leben früher incl. Integration des Dorfes: Die Großeltern kommen in die Schule und bieten Workshops für die Spiele von früher an. Im Rahmen einer Kooperationsvereinbarung mit dem kulturhistorischen Museumshof Unewatt können wir hier Workshops und Besuche in Anspruch nehmen. Im Abschluss der Projektwoche erfolgt ebenfalls eine Präsentation in den Lerngruppen. Die Kinder informieren eingeladene Gäste, wie das Leben früher war und vor allem wie sich das Schulleben früher gestaltete. Im Rahmen dieser Projektwoche ist ein Heft entstanden, mit einer Sammlung aller Schulhofspiele von früher: Murmeln, Hüpfsiele, Gummitwist und viele mehr. Die Wiederbelebung dieser alten Schulhofspiele hat unsere Pausengestaltung bereichert. Sie fördern die Aktivität und den Stressabbau durch die Bewegung, den Teamgeist und die Gemeinschaft. Die alten Spiele geben klare Regeln vor und nicht zuletzt waren wirklich alle Kinder von den Spielen begeistert.
- Sport mal anders (Abschließende Vorstellung der gewählten Sportart vor der Schulgemeinschaft)
Vor allem die Präsentationen zeigen den SuS, dass ihre Arbeit wertgeschätzt wird. Sie erleben Anerkennung für ihre Mühen, sowie eine Stärkung ihres Selbstvertrauens. Kinder mit wenig Selbstvertrauen und Lernschwierigkeiten wachsen in diesen, auch jahrgangsgemischten kleinen Arbeitsgruppen oft über sich hinaus. Wir erleben zudem alle Kinder in diesen Arbeitsphasen als hochmotiviert und begeistert, zumal sie das Thema ihrer Präsentation selbst wählen können. Durch die Präsentationen des Erarbeiteten und dem Vortragen vor Publikum findet eine Vertiefung des Inhaltes statt. Die Idee, die wir mit den Präsentationen verfolgen, ist ein vollständiges Durchdringen der Thematik, beruhend auf dem Prinzip Albert Einsteins: “Wenn du es jemandem erklären kannst, dann hast du es wirklich verstanden.“ Auch das Team der Lehrkräfte profitiert von den ausgearbeiteten Inhalten und nicht alles ist ihnen bekannt. Der Stolz steht den SuS ins Gesicht geschrieben, wenn sie ihrem Lehrer oder ihrer Lehrerin etwas erklären können.
5. Schulklima, Schulleben und außerschulische Partner
Alle vorherig genannten Angebote haben einen äußerst positiven Effekt auf das gesamte Schulklima und vor allem auf das Lernen. Die Grundschule soll für die Kinder ein Lebensort und vor allem ein sicherer Ort sein. Für ein freundliches Klima sind die Begrüßungskultur und unsere Mottowochen entscheidend. Mottowochen haben wir zu folgenden Themen durchgeführt: „Wir begrüßen uns freundlich, wir passen aufeinander auf, wir machen uns Komplimente, wir gehen respektvoll mit allen an Schule Beteiligten um, wir achten die Natur“, um ein paar Beispiele zu nennen. Im ersten Jahrgang wird zudem eine Unterrichtseinheit „Sozialkompetenz“ angeboten. Wir konnten feststellen, dass die frühe Erarbeitung von sozialen und emotionalen Kompetenzen, festverankert im Curriculum des ersten Jahrgangs, zu einem erheblich besseren Einlassen auf Lerninhalte geführt hat. Zudem hat die altersgemischte Lerngruppe einen positiven Effekt auf das Schulleben. Einschulungskinder (in der Regel 5 pro Lerngruppe) treffen auf ca. 18 Kinder aus allen Jahrgängen. Hier sind die Regeln und Rituale unserer Gemeinschaft bereits fest verankert und werden weitergegeben. Die neuen Kinder lernen am Modell ohne viel Erklärung durch an Schule Erwachsene. Zusätzlich werden sie durch einen festen Paten aus dem vierten Jahrgang unterstützt.
Eine Schulfahrt bieten wir ebenfalls jahrgangsübergreifend an. Es kommen alle Kinder mit zur Schulfahrt. Jedes Grundschulkind fährt bei uns einmal in seiner Grundschulzeit auf eine einwöchige Schulfahrt und auf eine kurze zweitägige „Kreuzfahrt“. Die Schule wird kurzerhand zum Kreuzfahrtschiff der „MS Langballig“ umfunktioniert mit Boarding, rotem Teppich, Anreise mit Rollkoffer, Programm während der Fahrt, Landprogramm am Strand, Disko und natürlich dem Kapitänsdinner. Übernachtet wird im „Schulschiff“ in den Lerngruppen. Zu unserem guten Schulklima tragen ebenfalls die angebotenen Feste und Sportveranstaltungen bei. Beispiel: Im Dezember 2023 wurde in der Grundschule Langballig ein Weihnachtsbasar (Foto) angeboten. Die SuS entwickelten selbst Ideen für das Angebot, haben es in der Freiarbeit hergestellt und am Basartag eigenständig (mit Unterstützung der Schulgemeinschaft) angeboten. Die Verteilung des eingenommenen Geldes wurde von den SuS bestimmt. Wichtig war den Kindern, dass alle von den Einnahmen gleichermaßen profitierten und ein großer Teil für einen guten Zweck gespendet wird. Am Ende blieb noch etwas Geld für unser großes, bleibendes Schachfeld auf dem Schulhof übrig.
Kooperationen und Vernetzungen zu außerschulischen Partner sind uns sehr wichtig. Die Kooperation mit der Universität Flensburg wurde bereits erwähnt, sowie die Integration von ehrenamtlichen Dorfbewohnern im Bereich der Leseförderung. Vor zwei Jahren konnten wir einen großen Unterrichtsraum, sowie neue Räume für unseren offenen Ganztag einweihen. Der offene Ganztag wird von Eltern ehrenamtlich im Rahmen des Fördervereins organisiert. Im Rahmen dieses Neubaus wurden Kooperationsverträge mit vielen verschiedenen Einrichtungen geschlossen, zum Beispiel der Familienbildungsstätte, dem Seniorenbeirat, dem dänischen Schulverein und dem Ortskulturring. Aus diesen Kooperationen und der gemeinsamen Raumnutzung sind einige außerschulische Partnerschaften entstanden.
Beispiel: Die Senioren bieten einmal wöchentlich Nähkurse für unsere Kinder an und unsere Kinder besuchen das Seniorenheim im Ort für kleine Aufführungen. Im Coronalockdown haben die Kinder Briefe an die Senioren geschrieben. Die generationsübergreifenden Verbindungen konnten das Schulleben und die gegenseitige Akzeptanz steigern. „Um ein Kind zu erziehen, bedarf es eines ganzen Dorfes. Astrid Lindgren“. 5.1. Umgang mit Vielfalt In diesem Punkt sehen wir alle unsere Projekte, Vernetzungen, Kooperationen, Projektwochen, die Unterrichtsstruktur, die Stärkung der Kinder in allen Bereichen, die Integration aller Kulturen als Selbstverständlichkeit, die die enge Zusammenarbeit mit den Eltern zusammengefasst. Unser Schullogo, Motto und Leitbild „Gemeinsam stark“ findet sich hier wieder, wie auch unser Schulleitungsverständnis: Nur gemeinsam kann inklusive, qualitative Schule gelingen.
5.2 Leuchtturmunterricht
Im Umfeld unserer Schule gibt es keine Möglichkeit, Kinder in einem Förderzentrum mit dem Schwerpunkt „Lernen“ in einer Kleingruppe zu unterrichten. Diese Form der Beschulung ist ab Klasse 5 vorgesehen. Wir arbeiten also vollumfänglich inklusiv. Flankierend zum Lehrgangsunterricht bieten wir eine kleine, jahrgangsübergreifende Lerngruppe an. Der
„Leuchtturm“ bietet ein Lernangebot für SuS, mit Schwierigkeiten, sowie Beeinträchtigungen im Lern- und Sozialverhalten an. Sie erhalten individuelle, pädagogische Unterstützung, um Sicherheit in allen basalen Kompetenzen zu erhalten. Die Aufnahme in die Kleingruppe erfolgt über eine pädagogische Konferenz und in enger Abstimmung mit den Eltern. Eine Lernstanddiagnose steht am Beginn der Beschulung in der Leuchtturmgruppe. Klare, individuelle Ziele werden definiert und ggf. im emotional-sozialen oder fachlichen Lernplan eingepflegt. Die SuS werden mit Material versorgt, um ihre Lernerfolge in der Freiarbeit zu sichern. Hochrangiges Ziel ist es, die SuS wieder in den Lehrgangsunterricht der Großgruppe zu integrieren.
6. Visionen und Entwicklungspotenziale
Um über die Freiarbeit hinaus die sozialen, emotionalen und vor allem die persönlichen Kompetenzen der SuS für ihren eigenen Lernprozess und die Verantwortung für diesen zu steigern, möchten wir uns als Team mit dem Thema „Stärkengespräche“ beschäftigen und über die Möglichkeit einer Umsetzung für uns nachdenken. Die SuS können in diesen Stärkengesprächen den Eltern selber präsentieren, welche Fähigkeiten und Lernerfolge sie bereits erzielt haben und woran sie noch arbeiten möchten. Wir befinden uns im Stadium der Informationsbeschaffung und planen Best Practices Hospitationen. Wir erhoffen uns weitere Kontakte, Kooperationen zu anderen Schulen, Fachexperten und Informationen im Rahmen dieser Schulpreisbewerbung. Eine weitere Vision ist die Mitgliedschaft im Netzwerk „Schule ohne Rassismus“ – Schule mit Courage. Wir mussten feststellen, dass auch zunehmend Grundschüler extreme und rassistische Ansichten ihres häuslichen Umfeldes in die Schule tragen und zum Beispiel offen ihre Ablehnung gegenüber unserer SuS mit Migrationshintergrund zeigen. Wir erarbeiten bereits Ideen der Umsetzung und freuen uns auch hier über Best Practice Beispiele.
6.1 Schlussbetrachtung
Beim Lesen des breiten Spektrums unserer Angebote – Freiarbeit, Profilangebote, Lehrgansunterricht, Projektwochen, individuelle Stundenplangestaltung, Inkompatibilität bei standardisierten Schulprogrammen und Statistikabfragen – stellt sich sicher die Frage nach dem Stress- und Belastungspotenzial aller Beteiligten. Doch gerade diese besondere Struktur entlastet uns. Wir haben immer wiederkehrende Elemente etabliert, die Orientierung und Sicherheit geben. Durch das vielfältige Angebot und die Eigenverantwortung der Kinder erreichen wir Entlastung in anderen Bereichen. Wir erleben eine hohe Identifizierung der SuS mit ihrer Grundschule, hören sehr selten, dass Kinder nicht gerne in die Schule gehen, haben wenig Unterrichtsstörungen (vor allem in der Freiarbeit). Die Profilangebote sind auf der einen Seite arbeitsintensiv, geben uns jedoch auch die Möglichkeit, unsere Interessen und Schwerpunkte gezielt in die schulische Arbeit einzubringen. Besonders bereichernd ist für uns jedoch das Erleben der SuS in ihren gewählten Bereichen. Wir nehmen die Kinder oftmals von einer ganz anderen Seite wahr und sie uns. Unsere Schule ist ein Ort geworden, der eine Lernumgebung anbietet, die Lernfreude und die persönliche Entwicklung von allen an Schule Beteiligten fördert. Wir betrachten uns nicht nur als Wissensvermittler, sondern als Lernbegleiter. Wir werden durch die positiven Ergebnisse in außerschulischen Vergleichen, den guten Rückmeldungen der Eltern und die guten VERA-Rückmeldungen immer wieder darin bestärkt mit unserem Konzepten, Ideen und Angeboten auf dem richtigen Weg zu sein. Trotzdem betrachten wir es immer als einen Weg und nicht als Ziel, der kontinuierlich weitergegangen wird. Wir freuen uns über jeden Input von außen, um unser Konzept weiterzuentwickeln. Gemeinsam stark … jetzt auch zusammen mit dem Deutschen Schulpreis mit seinen Experten, sowie den gemeinsamen Mitbewerbern. Gerne kommen wir mit unserem Chor nach Berlin und tragen unser Schullied vor.